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Interessantes über Bienenwachs, E 901

Interessantes über...
1) Aus welchen Bestandteilen besteht Bienenwachs ?
Bienenwachs ist ein Gemisch aus verschiedenen Verbindungen. Hauptsächlich findet man darin Myricin (ein Palmitinsäureester), Cerotinsäure, Melissinsäure, Alkohole und Kohlenwasserstoffe.
Im Gegensatz zu Stearin (gewonnen aus der Fettspaltung) und Paraffin (gewonnen aus Erdöl) sind Carnaubawachs (gewonnen aus der Carnaubapalme) und Bienenwachs rein natürliche Wachse.

2) Wie kommt die Biene zu ihrem Wachs ?

Die Honigbiene besitzt an der Unterseite ihres Hinterleibs vier Paar Wachsdrüsen (siehe rechts, Nr. 7). Der Imker bezeichnet sie auch als "Wachsspiegel". Befinden sich die Jungbienen in einem Alter von 12 bis 18 Tagen, dann produzieren diese Drüsen besonders viel Wachssekret. Bei Kontakt mit Sauerstoff erstarrt diese Flüssigkeit zu einem weißlich-transparenten Wachsschüppchen. Diese ca. 0,0008 g schweren Plättchen treten zwischen den Bauchschuppen hervor. Dort entnimmt sie die Biene mit ihren Beinen, führt sie zu ihren Mandibeln, vermengt es dort mit Sekreten der Speichel- und Oberkieferdrüsen und führt dieses Jungfernwachs schließlich dem Wabenbau zu. Deshalb bezeichnet man die Bienen in dieser Altersphase auch als Baubienen.
Grafik mit freundlicher Genehmigung aus:
Dr. Wolfgang Ritter,  "Bienen gesund erhalten", Ulmer Verlag 2013

Bild unten: Wachsblättchen an der Bauchseite einer Baubiene
3) Welche Menge Wachs produziert ein Volk pro Jahr ?
Um eine Mittelwand auszubauen sind rund 20 g Wachs notwendig. Um einen Baumrahmen auszubauen sind rund 65 g Wachs notwendig. Bei der Honigernte fallen etwa 20 g Wachs pro kg Honig an.
Pro Volk fallen also um die 1.500 g Wachs pro Jahr an (abhängig von der Betriebsweise). Da für ein Kilogramm Wachs ca. 1,25 Mio. Wachsplättchen notwendig sind, muss ein Volk also um die 1,875 Mio Wachsplättchen pro Jahr hervorbringen.

4) Physikalische Eigenschaften:

Farbe:
weiß (als Jungfernwachs),
gelb bis braun im Wabenbau
Geruch:
honigartig
Dichte:
etwa 0,96 g/ccm
Schmelzpunkt:
bei etwa 65 °C
Verdampfung:
bei 250°C
Erstarrungspunkt:
bei 58°C
Löslichkeit:
unlösslich in Wasser
löslich in heißen Fetten/Ölen
chemische Zusammensetzung
14 % Kohlenwasserstoff
35 % Einfachester
14 % Doppelester
15 % sonstige Ester
15 % Fettsäuren
flüchtige Aromastoffe
weitere rund 300 Bestandteile


5) Welche Möglichkeiten der Wachsentnahme gibt es ?
Um das Bienenwachs zu "ernten" gibt es mehrere "Anlässe".

Ausschneiden des Baurahmens
Aus mehreren Gründen kann man in seiner Betriebsweise einen sog. Drohnen- oder Baurahmen verwenden. Dazu hängt man einen leeren Rahmen in die Beute. Dieser wird umgehend mit Drohnenzellen ausgebaut und bestiftet. Die sich daraus entwickelnde Drohnenbrut wird von der Varroamilbe bevorzugt befallen. Ist der Großteil der Zellen verdeckelt (und sind somit viele der Milben eingeschlossen), wird dieser Rahmen entnommen und das Wachs umgehend eingeschmolzen.

Verdeckelungswachs bei der Honigernte
Um den Honig aus den Waben schleudern zu können, muss der Imker zuerst die verdeckelten Wabenzellen öffnen. Dies geschieht mit einer Entdeckelungsgabel oder mit einem beheizbaren Messer. Das anfallende Verdeckelungswachs wird ausgeschleudert und zeitnah eingeschmolzen. Da dieses Wachs sehr hochwertig und sauber ist, eignet es sich hervorragend für die Herstellung von Mittelwänden, aber auch für Cremes, Salben, usw.. Auf keinem Fall sollte es mit Wachs vermischt werden, in dem bereits schon gebrütet worden ist.

Waben aus dem Honigraum
Am Ende des Sommers werden ältere Waben der Honigräume eingeschmolzen. Auch dieses Wachs ist recht sauber (da nie bebrütet) und sollte ebenfalls nicht mit Wachs aus dem Bruträumen vermischt werden.
6) Wie wird Wachs weiterverarbeitet ?


Das Einschmelzen bebrühteter Waben erfolgt mittels Dampfwachsschmelzer. Damit wird schon einmal das Wachs und alle anderen löslichen Stoffe (z.B. Futter-, Honigreste, Pollen) von den größeren und festen Brutrückständen (z.B. Nymphenhäutchen) getrennt.
Das Wachs-Wasser-Gemisch wird in einem konischen Behälter aus Edelstahl aufgefangen und erkaltet über Nacht. Da Wasser schwerer als Wachs ist, sammelt sich das Wasser mit all seinen Verunreinigungen unter dem Wachs am Boden des Gefäßes Diesen Wachsblock entnehme ich am nächsten Tag und entferne den Trester mittels Spachtel oder Hochdruckreiniger.
Ein abgekühlter Wachsblock: Wachsunreinheiten sind abgesunken und dort beim Erkalten "eingefroren". Jetzt können sie abgekratzt werden.

Eine weitere Reinigung ist nur im flüssigen Zustand möglich. Deshalb gebe ich den Wachsblock mit ca. einem Liter Wasser in einen Edelstahleimer und hänge diesen in den Weck-Einkochtopf (also ein "Glühweintopf" mit Thermostat). Nachdem das Wachs-Wasser-Gemisch einmal kurz aufgekocht ist, wird es mit einem Quirl und Akkuschrauber auf Stufe 2 etwa eine Minute ordentlich durchgequirlt. Dann lasse ich es möglichst langsam über rund 24 Stunden abkühlen, so dass die feinen Wassertröpfchen sämtliche feinste Schwebstoffe mit nach unten ziehen. Dort lagern sie sich ab. Nach dem Erkalten werden diese erneut vom Boden des Wachsblock abgekratzt. Um wirklich "sauberes" Wachs zu erhalten, muss dieser Vorgang mindestens ein zweites Mal durchgeführt werden.


Bei kleineren Wachsmengen kann man auch eine Damenfeinstrumpfhose als Filter verwenden. Erst jetzt kann das Wachs weiterverarbeitet werden zu Mittelwänden, Kerzen, usw.
7) Bienenwachs in der Industrie ?
Bienenwachs trägt die europäische Zulassungsnummer E 901. In der Lebensmittelindustrie wird es als Überzugsmittel, Trennmittel, Füll- und Trägerstoff verwendet. "Gewachstes" Obst z.B. verliert so weniger Feuchtigkeit durch die Schale. Auch Bio-Lebensmittel dürfen behandelt werden. Weiter verwendet wird Bienenwachs bei Kaffeebohnen, Schokolade, mit Schokolade überzogenen Keksen, Knabbererzeugnissen, Nüssen, Pfirsichen, Birnen, Ananas, Melonen und Zitrusfrüchten. Auch als Kaumasse für Kaugummis sowie als Trägerstoff für Farbstoffe findet es Verwendung.
Bienenwachs wird vom menschlichen Körper nicht verwertet, sondern unverändert ausgeschieden. Deshalb gibt es auch keine empfohlene maximale Tagesdosis (ADI-Wert).

Übersicht über weitere Verwendungszwecke:
  • Imkerei (Mittelwände, Weiselnäpfchen, Anfangsstreifen, Kerzen, ...)
  • kosmetische Industrie (Creme, Lippenstift, ...)
  • pharmazeutische Industrie (Salben, ...)
  • chemisch-technische Industrie (Lacke, Wachsfarben, ...)
  • Lebensmittelindustrie (Trennmittel)
  • Elektroindustrie (Isolation)  
  • Medizin (Abdrücke, ...)
  • künstlerische Gestaltung (z.B. Wachsmodelle, Kerzenbedarf, Kunstgießereien)

8) Wussten Sie schon, dass ... ?
    • man statt Backpapier auch Bienenwachs verwenden kann ? Einfach das (leicht vorgewärmte) Backblech mit einem Barren aus Bienenwachs einreiben - fertig.
    • vertropftes Bienenwachs sich am besten von glatten Flächen entfernen lässt, wenn es erkaltet ist. Am besten eignet sich dazu eine Spachtel.

      9) Weiterführende Literatur:
      Armin Spürgin
      Bienenwachs
      (Gewinnung-Verarbeitung-Produkte)
      Eugen Ulmer KG, 2010
      Stuttgart (Hohenheim)
      ISBN 978-3-8001-5788-4
      Drymat
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